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Sonntag, 22. Juni 2014

Kurzgeschichte "Gedankentennis & Gefühlsrugby, oder ein normaler Sonntagmorgen"

"Gedankentennis & Gefühlsrugby, oder...ein ganz normaler Sonntagmorgen"

Ein entspannter Sonntagmorgen, langes Wochenende und Montag auch noch frei. Genug Zeit, damit mein verdammtes Unterbewusstsein und das Bewusstsein miteinander spielen können, das Spiel heute morgen nennt sich "Gedankentennis". Einfache Regeln und die Rollen sind klar verteilt.

Aufschlag Bewusstsein:
"Na war wieder nichts mit lange ausschlafen? Morgen hast du ja noch eine Chance. Ab Dienstag ist ja wieder arbeiten angesagt, oder?"
Das Unterbewusstsein spielt diesen Gedanken schnell und präzise zurück, obendrauf wird direkt noch ein Gefühl mitgeliefert..."Hey was hast du an diesem Wochenende eigentlich alles geschafft? War da nicht mehr geplant? Lass dich nicht so hängen!"

Das schlechte Gewissen und die Angst paaren sich zügig. Ab in eine verwinkelte Hirnfalte, schneller Sex, die Nachkommen schlüpfen schnell und beißen sich direkt fest.
Angst, Traurigkeit, schlechtes Gewissen Wut und Enttäuschung grinsen breit.
"Auuus" schreit der Schiedsrichter und ich atme erleichtert auf, weiss nicht dass das Quintett später mochmal zum Zuge kommen wird.

Wütend über den Gedankenballverlust wechseln noch einige Gedankenfetzen hin und her. Das Spiel wird schneller, aggressiver und Fouls kommen hinzu.
"Siehste..hättest du deinen Hintern ein Jahr früher hoch gekriegt, könntest du jetzt in deiner Ausbildung sein!" Zack übers Netz. Mein Bewusstsein rennt, spurtet und versucht den Gedanken noch abzuwehren: " Vor einem Jahr war ich aber noch nicht so weit, war nicht stark genug..."
Geschafft, doch auch mein Unterbewusstsein ist topfit, schlägt den Gedanken schnell zurück. "Tja, du bist mittlerweile 36. Überleg' dir mal was du bis jetzt nur erreicht hast! Kannst du eigentlich IRGENDWAS? Du bist zu doof, nen Eimer Wasser umzutreten!" Alte Erinnerungen kommen hoch und spielen mit. Das alles kostet so unendlich viel Kraft und plötzlich döse ich nochmal ein.

Als ich wieder wach werde scheint mir die Sonne ins Gesicht, es ist herrlich warm und ich lächle.
"Guten Morgen...ich hoffe du hast dich gut erholt?", mein Unterbewusstsein grinst diabolisch "Na dann...alle gegen Jule...!"
Das Quintett stürzt aus seinem Versteck:"...lasst Schutz und Regeln weg! Rugby..."
Die Wut ist richtig gewachsen, ein echter Selbsthass ist daraus geworden. Selbstzweifel, Trauer gesellen sich dazu und aus Angst wird Panik, schießt in die Höhe "Na Jule uuuund was jetzt?"
Es pocht und hämmert in meinem Kopf. Gedanken und Gefühle tosen kreuz und quer durch mein Hirn und srlbiges kann grade platzen.
Ein kleiner, verstörter Gedanke tapst alleine über das Schlachtfeld, das immer mehr Raum einnimmt. "Du Jule" flüstert er kaum hörbar, "bald kannst du wieder arbeiten gehn, dann ist es wieder ruhig hier. Keine Zeit zum grübeln oder fühlen, nur funktionieren müssen und deine Maske tragen. Das schaffst du doch noch, oder? Halte durch...."
Ich lächle erneut und hoffe.

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