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Mittwoch, 26. Februar 2014

Freundschaft und Abgrenzung, geht das?

Meine Gedanken prasseln zur Zeit recht chaotisch durch meinen Kopf, denn es könnte mir eigentlich gut gehen. Aber das tut es nicht! Ich bin durcheinander, enttäuscht, traurig und wütend zugleich.

Es fällt mir schwer gut auf mich zu achten und für mich zu Sorgen. Ich habe im Netz ein Bild gefunden, dass im Moment große Bedeutung für mich hat. Warum das so ist, erkläre ich euch gleich.

 

 

Was macht man, wenn die beste Freundin in einer total ungesunden Beziehung steckt, und man mit ansehen muss, wie alle Beteiligten darunter leiden? Ich liebe meine Beste und mag auch ihren Partner sehr gern und genau damit habe ich mich in eine Zwickmühle begeben, aus der ich kaum raus finde. Zu allererst fing der Partner meiner Besten an, mich zu fragen, wie er am besten mit ihrem körperlichen Rückzug umgehen soll. Sie ist ebenso wie ich Borderliner und manchmal werden wir leider von dem Verhalten unseres Umfeldes getriggert* und manche Betroffene reagieren dann mit Rückzug, oder können die körperliche Nähe nicht mehr ertragen. Aber ich schweife ab...

 

Ich habe also versucht ihm das Thema Borderline etwas verständlich zu machen, ihm Links zu guten Foren geschickt und sehr viel in Whatsapp mit ihm geschrieben. Als es mir zuviel wurde, hätte ich ihm schon meine Grenzen aufzeigen sollen, denn ich hörte mir ja nicht nur seine Sicht auf die Beziehungskrise an, sonder natürlich auch die Gefühle/Gedanken meiner Besten. Ich wurde von ihm immer öfter gefragt, wie seine Freundin denkt, was sie fühlt und vor allem WAS sie mir erzählt hat! "Holla" dachte ich irgendwann. Um nicht komplett als Spitzel oder sowas da zu stehen, zog ich die Notbremse und seitdem stehe ich nur noch hinter meiner Besten.

 

Irgendwann fing genau diese Freundin an, mir im Vertrauen zu erzählen, dass sie die Beziehung beenden möchte, den Partner nicht mehr erträgt und ihn am liebsten rauswerfen wollte. Ein vernünftiges Zusammenleben schien nicht mehr möglich und ihr ging es immer schlechter, wurde wieder schwer depressiv. "Okay.."dachte ich mir"sie wird vernünftig und merkt wie sehr er sie mit seinen Bedrängungen und seiner (unbegründeten) krankhaften Eifersucht fertig macht."

Therapeuten, Bekannte, Mitglieder unserer Gruppentherapie waren genau dieser Meinung und wir versuchten ihr klar zumachen, dass es besser wäre, wenn sie sich trennt. Immer wieder hab ich versucht mit ihr zu reden, ihr Mut zumachen und hab sie wissen lassen, dass ich hinter ihr stehe, egal was passiert. 

 

Und dann?? Ich weiss nicht genau WAS passiert ist, mir ging es immer schlechter, weil ich mir für sie den Kopf zerbrochen habe, versucht hab hinter ihr zu stehen, mich weiterhin von ihrem Freund abzugrenzen. Vor lauter Abgrenzungsversuchen die nicht wirklich funktioniert haben, hab ich mich meinerseits genau da abgegrenzt, wo ich es kann! Nämlich bei MEINEM Freund, der seinerseits die Welt nicht mehr vestanden hat.

Wie es so ist, meine Beste zog ihre Mauer hoch, war für normale Gespräche nicht mehr offen, ich war plötzlich die Böse, die alle auseinander bringen will.

Ich habe mich nicht rechtzeitig abgegrenzt und hab mich selbst total aus dem Blick verloren.  Ich hätte viel früher dem Partner von ihr sagen sollen, dass ich nicht der richtige Ansprechpartner für ihn bin. Vorallem aber hätte ich mich nicht zwischen die Fronten ziehen lassen sollen und mich raushalten sollen, als meine Freundin anfing ihre Mauer hochzuziehen. Aber es tut so weh zu sehen, wie sie um Hilfe ruft, aber nichts mehr annehmen kann.

 

Freundschaft und Abgrenzung, geht das? Ja es geht, auch wenn es sehr schwierig ist! Es ist sogar wichtig, anderen ihrem Schicksal zu überlassen, wenn man merkt, dass man gegen Windmühlen kämpft. Für Borderliner ist das so unendlich notwendig, vor allem wenn man die Probleme der Anderen zu den eigenen macht! Man lässt sich sonst mit runterziehen.

Abgrenzung zur rechten Zeit, gut dosiert, mag unfair erscheinen, aber es ist alles andere als EGOISTISCH!

Ich versuche jetzt erst einmal selbst wieder auf die Beine zu kommen, wieder die Nähe zu meinem Partner zu suchen. Es wird schwer mitzuerleben, wie andere ihr Leben leben und man selbst darf kein Teil mehr davon sein (weil sie es nicht wollen).


* Trigger: durch einen Anreiz (Verhalten, Geräusche, Geruch, o.ä.) hervorgerufene Erinnerung an ein traumatisches Erlebnis.


 


 


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